Information, Wissenschaft & Praxis IWP ab 2012 bei De Gruyter: die Open-Access-Flaute hält an

Am vergangenen Samstag gab die Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V. (DGI) den Beschluss bekannt, ihre Fachzeitschrift „Information, Wissenschaft und Praxis (IWP)“ ab 2012 mit dem Verlagspartner De Gruyter herauszugeben. Begründet wird diese Entscheidung so:nn„Der Vorstand der DGI erwartet von der Zusammenarbeit mit De Gruyter neben einer größeren wissenschaftlichen Reputation eine Erhöhung der Reichweite der IWP sowie die Gewinnung weiterer Abonnenten im In- und Ausland. Die Zeitschrift wird sechs Mal im Jahr gedruckt und online erscheinen.“nnMan mag fragen warum die IWP, wenn sie denn schon endlich online erscheint, nicht Open Access geht. Schließlich werden als Vorteile von Open Access unter anderem die Erhöhung der Reichweite und der (in Zitationen gemessenen) Reputation wissenschaftlicher Publikationen beschrieben – für Informationspraktiker doch sicher zugkräftige Argumente. Und überhaupt: Verbandzeitschriften, die erfolgreich ins Open-Access-Modell überführt wurden, gibt’s ja auch – vielleicht hätte die DGI sich von diesen inspirieren lassen können. Aber vielleicht hat man in der DGI diese Fragen erörtert und sich bewusst gegen das Open-Access-Modell entschieden; dies vermute ich zumindest. Aber das soll mich nicht scheren, ich bin zwar an einem DGI-Arbeitskreis beteiligt, aber kein Mitglied und lese die IWP nur sporadisch.nnMich tangiert diese Entscheidung allerdings in anderer Hinsicht: Zum einen als Vielschreiber (ein Kollege nannte mich mal äußerst despektierlich „graphoman“) in einem Themenkomplex, für den in Deutschland die IWP einer der wenigen Publikationsorte ist. Bislang habe ich zwei Artikel in der IWP publiziert, beide Male habe ich per Mail abgeklärt, dass ich den Preprint des Artikels unmittelbar nach Erscheinen des Heftes auf einem Repository Open Access stellen kann. Diese Kulanz kann ich, zumindest nach SHERPA-RoMEO-Eintrag des Verlages De Gruyter, auch heute erwarten.nnsherpa_de_gruyternnDie wichtigsten Bedingungen lauten (sofern ich sie richtig deute): Preprints dürfen offensichtlich sofort Open Access gestellt werden, Postprints (in der Verlagsfassung) nach 12 Monaten unter Berücksichtigung handelsüblicher, aber akzeptabler Bedingungen (Verlinkung zur Verlagsversion etc.). Ein Embargo von 12 Monaten finde ich reichlich lange, aber wenn ich den Preprint wirklich sofort Open Access stellen kann, würde mir das genügen. Allerdings ist von der Open-Access-Option für Preprints auf der eigentlichen De Gruyter Website keine Rede.nnTraurig ist, und das wird mir nun wieder klar, dass es für den Bereich Informationswissenschaft/ E-Publishing/ Digital Library in Deutschland weder eine wirklich gute Zeitschrift überhaupt und erst recht kein echtes Open Access Journal gibt, zumindest fällt mir aus dem Stand keines ein: IWP habe ich gerade diskutiert, der Bibliotheksdienst hat einen (man kann es ihm nicht verdenken) starken Fokus auf Bibliotheken (und den Erfahrungsaustausch zwischen Bibliotheken), die Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie ZfBB wandelt thematisch meist auf eingetretenen Pfaden (ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt einen ZfBB-Artikel gelesen habe) und hat eine problematische Stellung zu Open Access. Mir fiele noch LIBREAS ein: Open Access, inhaltlich interessant & meistens gut, gut gemacht, mit einem sehr breiten Scope – für mich meist zu weit. Aber zumindest fällt mir sofort der letzte LIBREAS-Artikel ein, den ich gelesen habe.nnKurzum: Interessante Infowiss-Journals finde ich in Deutschland kaum und die IWP ist auch nicht so gut, dass ich sie unbedingt lesen muss. Dieser Mangel an guten Journals ist schade. Schade ist auch, dass eines der immerhin besseren, die IWP, es verpasst hat, sein Publikationsmodell zu reformieren und nun eine Partnerschaft mit einem Verlag eingeht, der eine auf den ersten Blick recht undurchsichtige Paid-Open-Access-Option anbietet: 1.750 € für einen Open-Access-Artikel in IWP? Pardon, so gut ist die IWP lange nicht. Zudem werden solche Artikel nicht mal unter eine Creative Commons Lizenz gestellt und ob ich den Artikel auf einem Repository meiner Wahl Open Access stellen kann, erschließt sich mir auf den ersten Blick auch nicht.nnWas bleibt? Für mich die Erkenntnis, dass ich (sofern De Gruyter wirklich erlaubt, Preprints Open Acccess zu stellen) vermutlich weiter Artikel bei der IWP einreichen werde und den Preprint Open Access bringe. Und die Erkenntnis, dass man eigentlich ein besseres Journal als die IWP brauchen und schaffen könnte – Open Access & Creative Commons inklusive.nn