Der bibliographische Linking-Service Crossref bietet demnächst einen höchst interessanten und längst überfälligen Service an: Mit CrossMark sollen Wissenschaftler leichter nachvollziehen können, ob ein Artikel ergänzt, aktualisiert, korrigiert oder zurückgezogen wurde. Die undurchsichtige und teils hartleibige Praxis der Verlage bei Fälschungs-/Manipulations-/Plagiatsfällen macht es für Wissenschaftler kaum ersichtlich, ob ein Artikel nicht schon längst inhaltlich beanstandet ist und ob man ihn im Licht dieses Zweifel besser nicht verwenden oder zitieren sollte. Kürzlich habe ich in Telepolis einen kleinen Beitrag über das Blog Retraction Watch verfasst, das Retractions wissenschaftlicher Artikel zu dokumentieren versucht, und darüber wie längst zurückgezogene Artikel in den wissenschaftlichen Diskurs eingehen, da kein Verzeichnis solcher Publikationen existiert. Die Retraction Watch Macher Ivan Oransky und Adam Marcus sinnieren nun in Nature (leider nicht Open Access) darüber, ob CrossMark als professionelle Registry für Artikel, deren Status sich ändert, das eigene Blog überflüssig machen könnte. Diese Möglichkeit besteht tatsächlich, denn das Konzept von CrossMark wirkt durchdacht. Allerdings ist mehr als fraglich, ob der Service offen oder zumindest entgeltfrei nutzbar sein wird. Sollte CrossMark nicht einmal entgeltfrei zugänglich sein, wäre der Nutzen äußerst beschränkt. Auf ein anderes Problem weisen Oransky & Adams im Nature-Artikel und einem kommentierenden Blog Post hin: Die Änderungen an den Dokumentinformationen, wie z.B. das Hinzufügen von neuen Correction Notes, unterliegt in CrossMark wohl keiner Peer Review.
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